Verloren zwischen Wirklichkeit und Wahn

18. April 2025

Im ersten Teil dieses Textes möchte ich grob zusammenfassen wie wir das Buch „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann im Unterricht angeschaut haben. Im zweiten Teil möchte ich auf die romantischen Elemente im Buch eingehen und auch das Thema Eskapismus einfliessen lassen.

Das Buch „Der Sandmann“ im Unterricht

Im Unterricht hatten wir das Thema Literaturgeschichte. Wir haben die romantische Epoche genauer angeschaut. Um die Romantik an einem Beispiel kennenzulernen, haben wir in der Klasse das Buch „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann gelesen, analysiert, interpretiert und besprochen. Besprochen haben wir jedoch nicht nur das Romantische im Buch, sondern auch den Inhalt, wie auch die Erzähltheorie. Wir besprachen unteranderem welche Figuren man kennenlernt und wie sie zueinanderstehen. Da wären zum Beispiel Nathanael, die Hautfigur, und Clara, die zusammen verlobt sind. Oder auch Lothar, der Bruder von Clara. Man erkennt am Text wie sie zueinanderstehen, in der Art, wie sie miteinander sprechen.  Vor allem den ersten Teil des Buches, den Teil mit den Briefen, haben wir genauer angeschaut. Durch die Briefe wird die Vorgeschichte erklärt. Die Briefe sind wie Binnengeschichten mit anderen Erzählstimmen, denen von Clara und Nathanael.  Im Ganzen gibt es drei Erzählinstanzen. Nathanael, Clara und der eigentliche Erzähler, die Erzählinstanz Null, welcher das erste Mal beim Betiteln der Briefe auftritt. Seine Erzählung ist die Rahmenerzählung. Für die Erzählinstanz Null ist die gesamte Geschichte bereits geschehen. Er zeigt im ersten Teil die Briefe gekürzt und spricht im zweiten Teil zu der implizierten Leserin. Erzählgegenstand in dieser Geschichte ist Nathanaels traumatisches Erlebnis in seiner Kindheit.

 „Der Sandmann“, die Romantik und der Eskapismus

Im Buch „Der Sandmann“ erkennt man viele romantische Elemente, wie auch das Thema Eskapismus. Doch was genau ist die Romantik und was ist der Eskapismus? Dies erkläre ich nun kurz.

Die Romantik:

Die Romantik ist eine literarische Epoche, die sich gegen die Vernunft der Aufklärung stellte. Es geht um Emotionalität im Allgemeinen, um das Dunkle und das Träumerische. Oft ist auch der Dualismus vertreten, wie Tag und Nacht oder auch wach und Traum. Es wird mit der Realität und der Fantasie gespielt. Typische Themen sind Liebe, Nacht, Träume, Wahnsinn, Fantasie, das Unheimliche und auch die Flucht aus der Realität. Die Romantik suchte das Geheimnisvolle.

Der Eskapismus:

Der Eskapismus bezeichnet die Flucht aus der Realität in eine Fantasie-, Traum- oder Wunschwelt. Es ist eine Wirklichkeitsflucht. Man flüchtet vor der Wirklichkeit, mit der man nicht zurechtkommt, um also belastende Gefühle, Ängste oder Konflikte zu verdrängen. Diese Flucht kann innerlich durch Tagträumen, Wahnvorstellungen usw., wie auch äusserlich zum Beispiel durch Drogen oder Medienkonsum geschehen. Wenn dies zu einer Realitätsflucht wird, kann es auch gefährlich werden.

Nun, wie erkennt man diese zwei Punkt im Text vom Buch? Nathanael ist zerrissen zwischen Wirklichkeit und Innenwelt. Er sehnt sich nach einer «tieferen» Wahrheit, weg von Claras rationaler Welt. Clara, welche rational, stabil und bodenständig ist, stellt die Vernunft der Aufklärung dar, gegen die sich Nathanael stellt. Man erkennt auch das Thema Wahnsinn sehr gut. Nathanael steigert sich in paranoide Vorstellungen über Coppelius und Coppola. Die Grenze zwischen Realität und Vorstellung verschwimmt. Nathanael ist ausserdem der Inbegriff eines eskapistischen Charakters. Er kann sein Kindheitstrauma nie überwinden und anstatt sich der Realität zu stellen, flüchtet er in Ängste, Fantasien und Wahn. Er sieht nur, was er sehen will, und verliebt sich zum Beispiel in Olympia, einer Automatenfrau. Clara versucht vergeblich Nathanael wieder in die Realität zurückzubringen. Er ist in seiner subjektiven Wirklichkeit gefangen. Statt Heilung bringt Nathanaels Fliehen in Fantasie und Wunschvorstellungen ihm Wahnsinn und Zerstörung. Nathanaels Realitätsflucht ist sehr gefährlich für ihn und endet in seinem Tod. Am Ende bleibt auch die Leserin oft im Ungewissen, was wahr und was Wahnsinn ist.