Wir haben uns das Thema Sprachgeschichte im Unterricht als SOL-Projekt selbst erarbeitet. Mit dem Wissen, das ich mir erarbeitet habe, beschäftige ich mich mit folgendem Thema: Ich stelle die Entwicklung des Deutschen der Entwicklung des Niederländischen entgegen und zeige auf, was die Unterschiede und was die Gemeinsamkeiten dieser zwei Sprachen sind.
Der Anfang der beiden Sprachen
Der Ursprung des Deutschen und des Niederländischen ist derselbe. Beide Sprachen sind dementsprechend miteinander verwandt. Den ersten Teil der Entwicklung gingen beide Sprachen gemeinsam durch. Beide Sprachen lassen sich der indoeuropäischen Sprachfamilie zuordnen. Der flektierende Sprachbau mit der Tendenz zur Fusion ist ein wichtiges Merkmal dieser Sprachfamilie. Dies bedeutet, dass benachbarte Morpheme (kleinste Spracheinheit, die eine identifizierbare Bedeutung oder grammatische Funktion hat) einander beeinflussen und syntaktische Beziehungen durch Stamm verändernde Elemente ausgedrückt werden. Mit der Zeit haben sich dann germanische Dialekte herausgebildet, welche sich durch mehrere Punkte von den anderen Sprachen aus der indoeuropäischen Sprachfamilie unterscheiden. Es entwickelte sich eine Festlegung des freien Wortakzents auf den Wortanfang, durch diese wurden die weiteren Silben weniger stark betont , was zur Abschwächung der weniger stark betonten Silben oder sogar zu ihrem Versschwinden führte. Das Germanische macht ausserdem die erste Lautverschiebung mit. Dies ist die grösste Veränderung, die das Germanische von den anderen indoeuropäischen Sprachen unterscheidet.
Nun geht der Weg der Entwicklung des Niederländischen und des Deutschen auseinander.
Nicht alle germanischen Sprachen haben die zweite Lautverschiebung mitgemacht. Durch die zweite Lautverschiebung entstand aus dem Germanischen das Althochdeutsche. Die am meisten betroffene Laute der zweiten Lautverschiebung waren jene, die in der ersten Lautverschiebung entstanden waren.
Das Mittelhochdeutsch wurde durch drei lautliche Veränderungen zum Neuhochdeutsch. Eine lautliche Veränderung war die Diphthongierung, bei der aus einzelnen Vokalen Doppellaute wurden. Die Diphthongierung betraf nur den hochdeutschen Raum, welchen die Diphthongierung auch nicht ganz erfasste. Die zweite lautliche Veränderung war das Gegenteil der Diphthongierung, die Monophthongierung. Bei dieser wurden Diphthonge zu alleintönenden Vokalen. Wie bei der Diphthongierung erreichte auch diese lautliche Veränderung nicht alle deutschen Dialekte. Die dritte lautliche Veränderung war die Vokaldehnung. Bei dieser änderte sich die Dehnung von kurzen mittelhochdeutschen Vokalen in offenen Silben. Sie wurden zu langen Vokalen, während Vokale in geschlossenen Silben kurz blieben.
Das Niederländische hat im Gegensatz zum Deutschen die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht. Man kann die niederländische Sprachgeschichte in folgende Phasen unterteilen: Altniederländisch, Mittelniederländisch und Neuniederländisch. Im Altniederländischen fanden einige Lautveränderungen statt, die sich in den anderen westgermanischen Sprachen nicht durchgesetzt haben. Beispiele wären die Konsonantenverbindung -ft, welche sich im Altniederländischen zu -cht änderte oder auch die Verlängerung kurzer Vokale zu offenen, betonten Silben im Plural. Das Mittelniederländische nimmt in Bezug auf die Grammatik eine Mittelstellung zwischen dem stark flektierenden (flektiert: eine Wortform desselben Wortes entsteht, kein neues Wort) Altniederländisch und dem mehr analytischen (grammatische Funktion der Wörter/Wortgruppen im Satz werden durch unabhängige Einzelwörter deutlich gemacht) Neuniederländisch ein. Phonetisch unterscheidet sich das Mittelniederländische vom Altniederländischen durch das Abschwächen der Nebenton-Vokale. Das Neuniederländische bezeichnet aus sprachhistorischer Sicht die jüngste Ausprägung des Niederländischen und stellt die Basis der niederländischen Standartsprache dar. In der Entwicklung des Neuniederländischen vom Mittelniederländischen gibt es eine Deflexion, insbesondere der Abschwächung des Kasussystems. Ausserdem verschwindet die doppelte Verneinung aus der Schriftsprache und es gibt eine Lautverschiebung im Bereich der Diphthonge [ie] und [y], die danach als [ai] und [oi] ausgesprochen wurden.
Wasser -> water
Man erkennt, dass das Deutsche die zweite Lautverschiebung mitgemacht hat und das Niederländische nicht. Im Niederländischen blieb der ursprüngliche Laut erhalten.
machen -> maken
Auch hier die Lautverschiebung im Deutschen und im Niederländischen nicht. Ausserdem werden beide Verben regelmässig konjugiert, unterscheiden sich jedoch in den Verbendungen (ik maak, ich mache).
rot -> rood
Im Niederländischen bleibt das lange «oo» erhalten, während es im Deutschen zum kurzen «o» wird.
Man erkennt, dass viele Wörter aus dem Niederländischen und dem Deutschen miteinander verwandt sind. Es gibt jedoch auch Wörter, die keine Verwandtschaft aufweisen (Fahrrad -> fiets).